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Scheinbar ein immer wiederkehrendes Thema - gerade auch für uns Introvertierte, die wir doch öfter einmal den Eindruck gewinnen, in geselligen Runden eventuell zu ruhig aufzutreten.
Im Thread von MindSneaker "Was und wie viel braucht man wirklich?"
klang jedoch schon an, dass vielleicht gerade durch Zurückhaltung ein Gespräch gelingen kann.
Daher einmal meine Frage in die Runde:
was macht für Euch ein Gespräch aus, in dem ihr euch gehört und verstanden fühlen könnt?
Kommentare
Ich stelle vermehrt fest, dass ich meistens schon schriftliche "Gespräche" als Form bevorzuge. Der Vorteil ist, dass ich länger über das, was mein Gegenüber schreibt, nachdenken kann. Eine gehaltvollere Essenz meiner Antwort ist auf diese Weise möglich.
Ich treffe mich am liebsten nur mehr sozusagen unter 4 Ohren (ich mag keine Viele-Personen-Runden) und merke dabei auch, dass ich relativ intensiv von dem, was z.B. in einem Lokal rundherum passiert, auch noch beschäftigt werde. Damit werde ich manchmal von einem Gespräch abgelenkt, obwohl ich grundsätzlich ein sehr aufmerksamer Mensch bin. Daher mag ich Hintergrundmusik, die allerdings nicht zu laut sein darf. Das verhindert, dass ich von rundherum zuviel mitbekomme.
Für ein gutes Gespräch ist Offenheit auf beiden Seiten nötig und die Klarheit darüber, dass man sich auf Augenhöhe befindet. Das ist allerdings ohnehin inzwischen Voraussetzung dafür, dass ich mich persönlich mit jemandem unterhalte.
Ein gutes Gespräch setzt voraus, dass ich mich entspannt fühle. Daher kann mich ein schöner Rahmen unterstützen, ein gutes Essen. Ein kurzer Smalltalk (wenn man sich schon lange nicht mehr gesehen hat) kann ein Gespräch eröffnen, aber ich kann und möchte nicht lange dabei bleiben. Ohnehin werden die Gespräche sehr schnell tiefer.
Und ja, etwas ganz Wesentliches fällt mir auch schon auf: Ich höre schon viel lieber zu, gerade in kleinen Runden, wo es dann doch mehr als 4 Ohren gibt.
Gehört und verstanden zu werden, ist eines der kostbarsten Geschenke, die einem ein Mensch machen kann. Es macht mich dankbar, wenn jemand aufrichtig versucht, in meine Schuhe zu schlüpfen, um zu spüren, was mich im Leben gerade wirklich sehr beschäftigt. Wichtig ist mir auch eine absolute Vertrauensbasis. Seelenverwandtschaft spielt für mich auch eine große Rolle, darüber habe ich gerade in letzter Zeit intensiv nachgedacht.
Erfahrungsgemäß kommen bei mir die Besten Gespräche raus, wenn ich nur einen Gesprächspartner habe, wobei es hier schon auch noch auf die richtige Wellenlänge ankommt. Sobald es mehr Menschen sind, gehe ich im Gespräch unter und werde nicht Beachtet, komme nicht zu Wort.
Ein sehr wichtiger Punkt in einem Gespräch ist für mich auch, dass man auch wirkliches Interesse an dem hat, was sein Gegenüber zu sagen hat. Zuhören ist nicht gleich zuhören. Man kann zuhören und das gehörte in sich aufnehmen oder aber auch zuhören und das gehörte im nächsten Moment wieder löschen. Auf lezteres kann ich gut verzichten.
Ein Beispiel dafür ist meine lokale Mädelsrunde mit insgesamt 4 Personen. Man sollte meinen, schon zu viel für einen Intro. Aber wir sind alle 4 Intros und wir können tatsächlich über alles miteinander reden. Das muss auch nicht super-tiefer Gesprächsstoff sein, KANN aber. Wir haben neulich über meine (auch hier im Forum angesprochene) BH-Problematik geredet und das endete darin, dass eine von uns den Link zu ihrem aktuellen Lieblings-BH in unserer Gruppe teilte und eine andere ihn sich kaufte. Ich fühl mich in der Gruppe IMMER gehört, respektiert, und habe immer das Gefühl, was ich sage, ist von Interesse für die Anderen. Und ich denke, das macht ein gutes Gespräch für mich aus. Für mich sind diese Sachen im Gespräch vollkommen selbstverständlich (also Leute zu respektieren, und interessiert zuzuhören) aber nur Menschen, die diese Ansichten teilen und auch so ausbleben, nur mit denen unterhalte ich mich wirklich gut.
Wer Zusammenklang erlebt, der kann es auch in einer großen Runde mit 4 Personen ;-)) herrlich aushalten. Es gibt sowas wie eine Art Seelenverwandtschaft, daraus kann ich auch sehr viel gewinnen.
Mir war so, als würde das hierher gehören können.
Vollgetextet werden (einem Monolog zuhören müssen und jede Gelegenheit, etwas zu entgegnen, entschwindet im Redefluss. Es wird langweilig, lästig, ich getraue mich oft lange nicht, mich abzuwenden).
Ausgefragt werden (die Gesprächspartnerin drängt mit ihren Fragen in eine Richtung, die mehr über sie selber aussagt als über mich. Ich merke erst im Nachhinein, wie viel ich von mir preisgegeben habe, und bin bestürzt).
Alles muss lustig sein (Ironie in jedem Satz ist die kultiviertere Variante, es gibt viele andere. Mündet in der Regel in der Feststellung "du verstehst keinen Spass").
Ich habe eine Freundin, die ich sehr selten sehe. Sie ist wohl auch introvertiert, eine Künstlerin, eine klare stille Seele. Mit ihr als Gesprächspartnerin geschehen Wunder. Kennt ihr dieses Zitat?
"Woher soll ich wissen was ich denke, bevor ich höre was ich sage?" Mit ihrer Präsenz lockt sie Einsichten hervor, die ich alleine niemals hätte. Es ist wie jonglieren mit Seifenblasen. Behutsam, langsam, genau wahrnehmend. Ich höre mir selber beim Sprechen zu und staune. Dies kenne ich mit ihr schon seit vielen Jahren.
Manchmal geschieht es mir auch mit anderen Menschen, in letzter Zeit öfter.
Jordan B. Peterson hat in seinem wundervollen Buch "12 rules for life - Ordnung und Struktur in einer chaotischen Welt" der Kommunikation ein Kapitel (eine Regel) gewidmet, und er beschreibt diese Art miteinander zu sprechen sehr genau.
Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn aus Menschen etwas herauszukitzeln versucht wird, mit sämtlichen unlauteren Tricks und Mitteln.
möchte aber noch ergänzen, es kommt auf die Motivation an.
Etwas herauskitzeln durch geschicktes Nachfragen kann manchmal auch gut gemeint sein.
Aber ja, was sehr unschön ist und gut es zu durchschauen gilt, wenn man ausgefragt wird, damit das Gegenüber Informationen bekommt, die dann bei nächster Gelegenheit wieder gegen einen verwendet werden. *Ich muß weg*
Ich bekam eine Anfrage per Telefon. Das allein ist für mich persönlich offenbar immer noch eine Herausforderung, denn man erwartet Antwort und kein Schweigen (aufgrund Nachdenkens). Und die Antwort wird zeitnah - oder sollte ich sagen spontan - erwartet.
Zwei Ansichten, bei denen es mir immerhin gelungen ist, das Telefonat nicht eskalieren zu lassen, obwohl im Verlauf deutlich wurde, dass mein Gesagtes mißverstanden wurde. Ich möchte keine böse Absicht unterstellen, wobei ich hinterher feststellen durfte, dass mein Gesprächspartner bereits einer dritten Person etwas versprochen hatte, was ich im Gespräch ablehnte, ohne von diesem Versprechen Kenntnis zu haben.
Und ich hab mich gewundert, warum mir wieder einmal Worte in den Mund gelegt werden. Ein Glück konnte ich das gerade rücken. Aber ja, man darf vorsichtig sein - vor allem bei Menschen, die nicht aktiv zuhören (können).
Ja, es ist anstrengend, noch einmal nachzufragen: "habe ich dich richtig verstanden, du meinst.."
Und ohne eine Schublade aufmachen zu wollen, dieses Reden, um etwas gesagt zu haben und wenn der Andere spricht nur auf die Lücke zu lauern, wieder selbst etwas sagen zu können - dieses Verhalten ist meiner Erfahrung nach oftmals auf dem eher extrovertierten Teil des Spektrums zu finden.
Ich fange wieder an, telefonieren zu hassen.
Ja, es kann das ein oder andere Mal Vorteile bringen, einen Sachverhalt schnell nachzufragen und dadurch geklärt zu wissen, anstatt viele Nachrichten hin und her zu schreiben. Bei Terminabsprachen ist das Telefon manchmal von Vorteil.
Oder in Zeiten von Corona mal bei der Familie hören, wie es geht. Mit Zeit und einem Tee daneben kann das sogar angenehm sein.
Gestern hätte ich mir allerdings gewünscht, die Sache erst einmal kurz setzen zu lassen, bevor ich antworte. Und das geht am allerbesten, weil strukturiert und mit der nötigen Zeit zum überlegen, schriftlich.
Eigentlich wird über uns verfügt, wenn uns andere "Worte in den Mund legen" die wir gesagt haben sollen. Im krassen Fall Worte, die man wirklich mal gesagt hat, aber in einem völlig anderen Kontext, oder vor vielen Jahren.
Die Vergewisserung, dass man richtig verstanden hat, die du @enjoythesilence erwähnst, stammt aus der gewaltfreien Kommunikation. Ich finde es auch anstrengend, doch kann diese Methode Situationen entschärfen. Das Gegenüber wird gespiegelt und die eigene Wahrnehmung überprüft. Anstrengend, ja... Und wohl auch eher "unsere" Aufgabe, hier achtsam zu agieren - und Verantwortung dafür zu übernehmen, dass es gut kommt.
Heute, 19:05, in Radio SWR 2
Zitat, SWR 2:
"SWR2 Tandem
Corona als Chance der Stillen – Die Kommunikationsexpertin Sylvia Löhken über die Kraft der Introvertierten
Moderation
Patrick Batarilo"
https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/was-menschen-bewegt-swr2-tandem-2021-03-02-100.html
"(...) Könnte es sein, dass das vor allem introvertiertere Menschen sind, die sich von Reizen oft überflutet fühlen und nach viel Geselligkeit erstmal Zeit nur mit sich selbst brauchen? Viele Mystiker gingen in die freiwillige Isolation, um bewusst in sich hinein zu horchen und neue Wege zu suchen.
(...)"
Alles, was mit "sollte" oder mit Wünschen zu tun hat, geht schon in Richtung einer Erwartungshaltung. Gehen wir eher davon aus, dass der Mensch es fast nicht schafft, bedingungslos zu sein.
"Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gefühl ausdrücken, als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede."