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Gesehen werden

Zu diesem zumindest für mich immer wiederkehrendem Thema möchte ich gern wie angekündigt hier einmal eine extra Diskussion starten.

Es scheint leider ein weitverbreitetes Phänomen zu sein, wenn jemand etwas laut sagt, viel sagt, oder auch durch geschäftiges hin und her laufen auf sich und seine Mühe aufmerksam macht, diese Personen mehr Beachtung finden als jene, die still im Hintergrund arbeiten. Erst nachdenken, bevor sie handeln, wenig sagen, obwohl sie viel wissen und die Zusammenhänge begreifen

um nur mal ein paar Beispiele zu nennen.

Dem nicht genug, ich mache leider auch die Erfahrung, mit unserer eher zurückhaltenden Art bieten wir ideale Projektionsfläche für die teils abwegigen Gedanken unseres (extro)-Umfeldes.

Ich habe da eine bestimmte Situation im Kopf, aber das führt fürs Erste zu weit.

Es soll hier nicht behauptet werden, Mitmenschen, die viel sprechen, wollen damit über irgendwas hinwegtäuschen.

Es soll auch niemandem gute Arbeit aberkannt werden, egal ob laut oder leise.

Ich wüßte nur tatsächlich gern, wie es gelingen könnte, Geleistetes für mein Umfeld sichtbarer und somit wertvoller zu machen.

Über eure Gedanken zum Thema bin ich froh.

Es grüßt enjoythesilence



Kommentare

  • Für einen kurzen Moment, wo ich Deinen Text gelesen habe, hatte ich das Gefühl (bedingt durch Selbstreflektion), mir überhaupt nicht bewusst zu sein, wie viel ich eigentlich für die Menschen um mich mache und das selbst dann nicht ersichtlich wird, wenn sie es mir danken.

    Vielleicht ist das aber auch nur eine These, da es mir zumindest um meine Arbeitskollegen herum so geht - auch wenn ich selbst gefühlt kaum was mache - und meine Mitbewohner mich auch weit weniger übel ins Korn nehmen, wie ich es denken würde, da ich mit denen auch nicht unbedingt warm werde.

    Mehr kann ich dazu leider momentan auch nicht sagen.
  • Sehr interessantes Thema, @enjoythesilence.

    Geht es dir dabei um den Job oder auch um das private Umfeld?

    Ich mache auch immer wieder die Erfahrung, dass Menschen, die eine sehr aktive Freizeitgestaltung haben und z.B. gerne von Urlauben oder Aktivitäten erzählen, viel Anerkennung bekommen, während mein Privatleben im Vergleich dazu von außen betrachtet eher langweilig erscheint (obwohl ich keine Langeweile habe). Da wünsche ich mir auch, mehr gesehen zu werden und die Akzeptanz zu erfahren, dass die Art, wie ich lebe, mir gut tut. Und dass ich trotz dieses Andersseins auch ein guter Gesprächspartner und ein guter Freund sein kann.
  • Freut mich, dass das Thema nach so kurzer Zeit bereits Anklang findet, auch wenn es bedeutet, dass ich mit meinem Gefühl, des öfteren übersehen zu werden, offenbar nicht allein bin.

    Tatsächlich ging es mir zunächst gedanklich um Situationen auf der Arbeit, da es für mich dort wichtiger erscheint, dass meine Leistung gesehen und anerkannt wird.

    So ziemlich jeder möchte glaube auf seine Weise im Beruf erfolgreich sein und kaum woanders gibt es so einen Wettbewerb wie im Job.

    Ich bin da nicht verbissen ehrgeizig, jedoch wäre ich froh, aufgrund bisher erbrachter Leistung auch einmal Vorteile zu erlangen, wie sie Anderen scheinbar zufliegen.

    Da spielt allerdings auch noch mit, wer zu entscheiden hat.
    Ist der Chef selbst ein feinfühliger Intro hat man vermutlich selbst bessere Karten, wie wenn man einen eher unsensiblen Extro Chef vor sich hat.

    Wobei hier Intro und Extro nur zur Verdeutlichung des Temperaments dienen soll, bitte keine Wertung darin sehen. Denn natürlich gibt es auch feinfühlige Extros, die einem das Leben leichter machen können. Die sind meiner Erahrung nach jedoch leider selten Chefs.

    Naja und im Privaten kann es einem natürlich auch passieren, dass die Mühen, die man hat, übersehen und wenig wertgeschätzt werden.
    Dann habe ich jedoch eher spontan die Möglichkeit, mich zurückzuziehen und meine Energie für Nutzbringenderes zu verwenden, als im Job, wo ich ein Stück weit vom monatlichen Geldfluß abhängig bin.
  • Das Thema ist sehr interessant, @enjoythesilence.

    ich kann Dir da nur beipflichten, dass wir ruhigen Menschen im Job oft von den lauten Menschen übersehen werden. Ich würde sogar sagen, dass unsere Art von Extros desöfteren mit mangelnder Qualifikation gleichgesetzt wird.

    Mir geht es leider immer wieder so, dass das "Gefühl" von sehr lauten Kollegen mehr zählt, als das was ich durch meine Arbeit mit Fakten belegen kann. Also wird in diesem Fall nach Gefühl gehandelt. Für mich sehr frustrierend.

    Aber auch das was @Herbstbube beschreibt kenne ich. Kollegen, die viel herumkommen und weltgewandt sind, werden ganz anders geschätzt.
    Es gibt bei uns in der Firma auch den Brauch, dass für ein Geschenk gesammelt wird, wenn z.B. jemand Vater wird. Als ich Vater geworden bin hat kein Schwein was gemacht. Ich bin dann auch dazu übergegangen bei solchen Anlässen nur noch auf der Karte zu unterschreiben und kein Geld mehr zu geben.
  • Ich finde es kommt oft gar nicht drauf an, was man sagt, sondern wie man es sagt. Wenn man seine kompetenz verkörpert und darauf vertraut schenken die leute einem mehr Aufmerksamkeit.
    Eine destruktive Körpersprache kann sowas natürlich nicht untermauern.

    Auf die Frage wie man für sein Umfeld wertvoller werden kann ist eigentlich ganz einfach zu beantworten.
    Was ist für dich ein wertvoller Mensch?

    Man kommuniziert ja ständig, auch wenn man eigentlich gar nicht kommunizieren möchte. Wenn man z.B. Morgens in Gedanken an den Kollegen vorbei geht, hat es eine ganz andere Wirkung auf diese, als wenn man ihnen Beachtung schenkt.

    Vielleicht macht es einen schon wertvoller, wenn man ein bisschen achtsamer ist.

    Auch andere mal nach Hilfe fragen finde ich gut. Wenn ich mal nach Hilfe gefragt werde und wir lösen das dann gemeinsam ist das ein sehr schönes Gefühl.

    @Igel_82 das ist schon sehr unkollegial was deine Kollegen da gemacht haben. Da wäre ich auch geknickt.
  • Hallo @enjoythesilence,
    ich mache im Moment seine ähnliche Erfahrung, die ich dir mitteilen möchte. Doch mittlerweile glaube ich gar nicht, ob es darum geht, ob ich laut oder leise bin.
    Ich habe einen absoluten Extro-Chef der sich gerne selbst reden hört und lange Monologe hält. Ganz gleich ob ich laut meine Meinung äußere oder leise megaviel arbeite, es ist egal.
    Er weiß, dass ich eine eigene Meinung habe, dass ich meinen Charakter nicht ändere, nur weil er anders denkt. Deshalb passt meine Vorgehensweise einfach grundsätzlich nicht. Er möchte nur diese Menschen fördern, die ihn ein Stück weiterbringen. Da ich allerdings nicht hinter allem stehe und dies sich auch nicht ändert, nur weil er mein Vorgesetzter ist, werde ich wohl keine Blumentopf gewinnen.
    Ich möchte dir den folgenden Denkanstoß geben: Es ist aus meiner Sicht nicht unbedingt wichtig, ob du laut oder leise bist. Sondern eher, "nutzt" du dem anderen. Bitte nicht falsch verstehen, ich sage nicht, dass man sich darauf einlassen soll. Aber ich konnte mir damit sagen, dass ich sehr gute Arbeit mache, auch wenn der andere mich so nicht beurteilt. Menschen, die "konform" mit der Meinung des Chefs gehen, und alles toll finden, sind super angesehen...verrückte Welt. Wenn alle gleich denken, braucht man ja nicht mehr die verschiedenen Sichtweisen diskutieren. :-)
    Ich gelte manchmal als "Bedenkenträger", weil ich eine neue Idee sehr schnell durchdenke und die Stolpersteine laut ausspreche. Oft kommt es Wochen später genau zu dem was ich gesagt habe, aber wenn ich dies gleich zu Anfang anspreche, wirke ich mal wieder total kompliziert.
  • @Enjoythesilence

    Wenn ich dich recht verstehe geht es dir um sogenannte Blender. Da fände ich wichtig klarzustellen, daß dies keine Intro-Extra-Thematik ist, sprich die meisten Extravertierten sind keine Blender und es gibt sehr wohl introvertierte Blender. Ansonsten ist es komplizierter.

    Noch ein paar andere Gedanken dazu:

    Bringt sich jemand mehr ein, ist geschäftiger oder lauter, dann findet derjenige mehr Beachtung, allerdings ist diese keineswegs durchgehend positiv. Schon alleine weil jeder Mensch seine Vor- aber auch Nachteile mit sich bringt, und letztere fallen bei mehr Beachtung eben auch stärker auf als wenn man still und leise ist.

    Hier im Forum haben schon ein paar Leute geschrieben sie würden sich lieber nicht melden (meist in der Schule) oder etwas sagen bevor sie eine falsche Antwort geben oder etwas “falsches sagen”. Es gibt auch generelle Haltungen von bloß nicht negativ auffallen. Das ist auch keine Intro-Extra-Thematik sondern eine ängstliche Haltung. Versucht man nicht negativ aufzufallen, dann fällt man auch nicht positiv auf.


    @Ambi

    So etwas kenne ich auch von manchen Menschen. Wenn du etwas ansprichst, was sie nicht hören wollen, dann kommt das schlechter an als Zustimmungen, die nicht wirklich etwas substantiell Neues zu der Thematik beisteuern, auch wenn manche Bedenken hinterher dann doch aufschlagen.
  • edited Dezember 2019
    So, ich hab nun auch nochmal ein bisschen darüber nachgedacht ...

    Es kommt sicher auch auf die Führungskompetenz der Leitungskraft an. Einige Leitungskräfte, die ich bisher kennengelernt habe, lassen sich genau nach diesem Muster beeindrucken: Wer am lautesten schreit, darf reden, wird gehört und hat Recht. Dann hatte ich Chefs, bei denen auch die Lautesten am meisten Gehör bekommen haben, aber trotzdem letztlich Argumente gezählt haben. Und dann gab es noch ein paar wenige, die in jedem Mitarbeiter dessen Potenzial erkannt und auch entsprechend eingesetzt und gefördert haben, aber das waren nur sehr wenige. Bei einem Arbeitgeber, bei dem ich viele Jahre gearbeitet habe, gab es eine hohe Fluktuation an Leitungskräften, davon hatten tatsächlich nur die allerwenigsten Antennen für das Potenzial der Mitarbeiter, aber es gab tatsächlich auch solche Ausnahmen. Die meisten haben sich erschreckenderweise als menschlich völlig inkompetent erwiesen.

    Inzwischen tendiere ich auch dazu, meine eigene Sichtweise zu ändern. Mir ist Anerkennung im Job nicht mehr so wichtig wie früher. Generell hat der Job an sich nicht mehr so einen hohen Stellenwert für mich. In jüngeren Jahren war mir der Job noch sehr wichtig, ich habe mich über ihn definiert und mein Leben danach ausgerichtet. Das hat sich im Laufe der Jahre aber sehr gewandelt. Das heißt nicht, dass mir der Job an sich egal ist. Ich möchte generell schon gerne zur Arbeit gehen und mich auch inhaltlich damit identifizieren können. Aber in erster Linie verdiene ich damit meinen Lebensunterhalt. Mein Privatleben ist mir da inzwischen wichtiger. Ich ziehe heute ganz andere und deutlichere Grenzen als früher.

    Ich habe das Glück, dass ich nun in einem kleinen und harmonischen Team arbeite. Es ist keine gespielte Harmonie, sondern allen ist es wichtig, dass gut und wertschätzend miteinander umgegangen wird. Das heißt, wir sagen uns auch, wenn uns etwas stört, aber wir reden dann halt miteinander und es gibt da keinen Zickenkrieg oder so. Ich habe mich letztens in der Supervision getraut eine Sache anzusprechen und bin dabei auf offene Ohren und Verständnis gestoßen. Das hatte ich auf so respektvolle Art schon lange nicht mehr an einem Arbeitsplatz und weiß das deshalb sehr zu schätzen. Das allein ist für mich schon viel wert.

    Ich merke gerade, dass ich nicht so wirklich auf den Punkt komme und gar keine wirkliche Lösung für die Fragestellung parat habe.

    Zusammenfassend kann ich sagen, dass sich meine Sichtweise verändert hat und mir die Wertschätzung für geleistete Arbeit im Job nicht mehr so wichtig ist. Ich denke auch, dass wir heutzutage alle austauschbar sind und Mitarbeiterfürsorge und Wertschätzung für viele Leitungskräfte Fremdwörter sind. Lautere Teammitglieder lassen sich meiner Erfahrung nach meistens auch nicht so einfach von ihrer Sichtweise, dass die "Ruhigeren" einfach nur mal aus sich rauskommen müssen, abbringen. Und auf meine geleistete Arbeit explizit hinweisen möchte ich auch nicht, weil es mir unangenehm wäre. Ich mache meine Arbeit so, dass ich mir selbst guten Gewissens sagen kann, ich habe gute Arbeit geleistet. Es ist nicht mehr mein Schwerpunkt, dafür Anerkennung zu bekommen.

    Viel wichtiger ist es mir, als Mensch gesehen zu werden, was ich anfangs schon mal angerissen hatte. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
  • Danke für all eure bisherigen Antworten!

    Da nehme ich zwischen den Zeilen mit, je nachdem, von wem man gesehen werden möchte, könnte man machen, was man wollte, wenn das Gegenüber nicht bereit ist, Leistung anzuerkennen.

    Es schwingt für mich auch ein wenig mit, vielleicht hat es auch Vorteile, unterm Radar zu fliegen, auf diese Weise kann man weitestgehen in Ruhe seine Arbeit erledigen.

    Trotzdem bleibt dieses schale Gefühl, andere als bevorzugt wahrzunehmen.

    Dann gilt es vielleicht damit noch besser umzugehen?

    Denn das was @Igel_82 beschreibt, habe ich leider auch schon in ähnlicher Form erlebt.

    Es ging um das Thema Geburtstage.
    Da wurde einmal vereinbart, dass wir da im Team nur noch etwas zu runden Geburtstagen schenken. Und ich weiß da sehr wohl, was ich gehört habe!

    Als ich an die Reihe kam, wurde sogar das gratulieren vergessen (bis auf wenige Ausnahmen).
    Und auf Nachfrage kam die Antwort, dass man ja erst ab 50 Jahre etwas macht. Dankeschön.
    Man dreht es sich also, wie es grade am besten passt.

    Das fand ich ehrlich blöd und es nervt mich seitdem umso mehr, wenn wieder einmal die Kasse rumgeht für runde Geburtstage ab 50 (!), Elternschaften, Ruhestand und was einem da sonst noch so einfällt.

    Gestern hatten wir eine kleine Weihnachtsfeier. Und da ist mir tatsächlich so einiges klar geworden.

    Es gibt einfach Menschen, die müssen im Mittelpunkt stehen, sonst fühlen sie sich nicht wohl.

    Und sie warten nicht ab, bis sie von ihrem Umfeld dort hingebracht werden,sonden greifen aktiv ein und behaupten diesen Platz auf Kosten anderer für sich und sind nicht gewillt, etwas an Aufmerksamkeit abzugeben.

    Ich war sehr überrascht über mich selbst, als mir dann doch irgendwann der Kragen geplatzt ist und ich freubdlich, aber wohl doch laut genug darum bat, den Kollegen doch bitte nicht zu unterbrechen.

    Und das sollte man auch für sich selbst einfordern.

    Wenn man schon nicht automatisch gesehen wird, dann zumindest in Ruhe formulieren und erklären dürfen, wenn man sich selbst mehr einbringt als still im Hintergrund zu arbeiten.



  • @enjoythesilence:

    „Da nehme ich zwischen den Zeilen mit, je nachdem, von wem man gesehen werden möchte, könnte man machen, was man wollte, wenn das Gegenüber nicht bereit ist, Leistung anzuerkennen.“

    Hm, ich bin mir gerade nicht so sicher, ob ich dem pauschal zustimmen möchte. Ich glaube eher, dass viele sich gar nicht dagegen sträuben, Leistung anzuerkennen, sondern dass ihnen das gar nicht bewusst ist, also dass sie sich nicht absichtlich so verhalten. Weil sie sich von den „Lauten“ (soll nicht wertend gemeint sein) blenden lassen. Weil es für sie selbstverständlich ist, dass die „Lauten“ aktiv sind, sich Gedanken machen usw. Also im Grunde das ganze klischeehafte Extro/Intro-Gefälle.

    Ich kann total verstehen, dass du dich fragst, was du tun kannst, um gesehen zu werden. Es ist nur meine ganz persönliche und subjektive Meinung und sie wird dich sicher nicht zufriedenstellen, denn ich habe da nicht viel Kampfgeist: Es ist nicht deine Schuld, dass die Kollegen dich nicht sehen. Sondern es liegt an ihnen, dich zu beachten und wertzuschätzen. Nicht du musst etwas ändern, sondern diejenigen, die dich nicht wertschätzen. Das Problem ist nur, dass sie das nicht so sehen, geschweige denn überhaupt merken werden. Ich komme mir gerade auch selbst ein bisschen blöd dabei vor, weil ich selbst nur zu gut weiß, wie es ist, nicht gesehen zu werden und deshalb auch weiß, wie theoretisch und in der Praxis wenig hilfreich diese Worte sind. Ich meine damit auch nicht, dass du klein beigeben sollst. Sondern dass du eine solche Stärke entwickelst, dass dir das nichts mehr anhaben kann. Also dass du deine Energie nicht darin verschwendest, bei anderen um etwas zu betteln, was sie dir sowieso nicht geben wollen, sondern sie darin investierst, dich selbst dagegen zu stärken. Alles sehr theoretisch, ich weiß. Und vielleicht hältst du das auch für Blödsinn. Aber ich denke, du verstehst sicher, was ich meine.

    Das mit dem Sammeln bei Geburtstagen (wie auch bei @Igel_82) tut mir leid. Das finde ich sehr unfair. Ich halte ja nichts von solchen „Zwangsmaßnahmen“, aber wenn es schon solche Regeln gibt, sollten sie auch für alle gelten. Entweder alle oder keiner. Und dass dann ein blödes Gefühl dabei ist, wenn wieder für jemand anderes Geld gesammelt wird, ist ja auch klar. Und letztlich ist das auch der Grund, warum ich selbst überhaupt kein Freund von sowas bin. Denn ich finde, ein Geschenk sollte von Herzen kommen und persönlich sein.
    Ich habe auch mal in einem Betrieb gearbeitet, in dem es dieses Ritual gab. Mir selbst war das zu meinem Geburtstag immer unangenehm, weil ich wusste, dass auf der Karte auch Leute unterschrieben hatten, zu denen ich keine nähere Verbindung hatte, einfach nur, weil das so ein zwanghaftes Ritual war. Ich lege da keinen Wert drauf, aber über einen von Herzen kommenden Glückwunsch freue ich mich immer. Und in diesem Unternehmen habe ich auch selbst mitbekommen, dass es bei der Sammelei immer auch Unmut gab, weil sich immer irgendjemand genötigt fühlte, für jemanden etwas spenden zu müssen, den er gar nicht leiden kann. Wenn ich selbst mal die tolle Aufgabe hatte, das Geld einzusammeln, habe ich bei einer solchen Bemerkung immer darauf hingewiesen, dass man ja nichts geben MUSS, wenn man nicht möchte. Dann kam in der Regel die Antwort, dass das natürlich sein MUSS, weil das ja immer so gemacht wird. Und das finde ich einfach total bescheuert. Das hat was von „Wir sind eine große Gemeinschaft und haben uns alle lieb, weil wir alle in derselben Firma arbeiten“. Blödsinn! Und dann dabei noch die „unauffälligen“ Mitarbeiter einfach unter den Tisch fallen lassen bzw. wahrscheinlich noch nicht mal deren Geburtstage auf dem Schirm haben …

    Und Weihnachtsfeiern von der Firma aus haben für mich auch immer so einen Beigeschmack von „Wir müssen jetzt auf Knopfdruck fröhlich und primitiv sein“. Ich habe das auch schon oft erlebt, dass das immer eine gute Plattform für Selbstdarsteller ist. Deshalb habe ich letztes Jahr auch gar nicht teilgenommen, weil ich mir dachte, dass ich meine Freizeit auch besser nutzen kann.
    Dieses Jahr war ich wegen des netten neuen Teams dabei. Es waren auch der Vorstand und einige (Ehe-)Partner dabei. Insgesamt war es ganz nett, bis so ein Schwätzer (Ehemann einer Frau aus dem Vorstand) meinte, ich sei ja so ruhig und solle doch mal einen Witz erzählen, und dann plötzlich alle Augen auf mich gerichtet waren … GRRRR …

    Alles in allem halte ich nichts mehr von solchen gemeinschaftlichen und zwanghaften Betriebsaktivitäten. Das ist nur die Arbeit und nicht mein Leben. Wenn ich mich innerhalb des Betriebes mit jemandem anfreunde, kann ich mich mit dieser Person auch ohne Weihnachtsfeier treffen. Und wenn ich jemandem eine Kleinigkeit zum Geburtstag schenken möchte, kann ich das einfach machen, ganz ohne Sammelei. Andersrum genauso.

    Ich denke, dass wir letztlich die Anderen nicht ändern können, sondern nur unsere eigene Sichtweise und Einstellung. Und ich kann sagen, seit sich da meine Prioritäten verschoben haben und ich der Arbeit nicht mehr so viel Raum gebe, fühle ich mich viel freier.
  • Mit den "zwanghaften Betriebsaktivitäten" bin ich ganz bei Dir @Herbstbube. Ich bin da auch kein Freund davon. Ich finde auch, wenn man sich mit jemandem gut versteht, dann kann man sich auch ohne die ganze Firma treffen. Dann bin ich wenigstens mit denjenigen unterwegs, die mich auch wahrnehmen.
    Und bei solchen Gemeinschaftsveranstaltungen ist es sowieso nur eine Frage der Zeit, bis mir das Gleiche widerfährt wie Herbstbube. "Warum sagst du eigentlich nichts?", "Lach doch mal!" oder ähnliches. Diese Situationen erspare ich mir gerne.

    Es gibt glaube ich tatsächlich Personen, die haben gar kein Interesse daran, einen wahrzunehmen @enjoythesilence. Weder als Person, noch die Leistung von einem. Für manche ist man einfach unsichtbar.
    Ich hatte auch schon Situationen, wo ich beim Chef im Büro saß um etwas zu besprechen, und dann kam plötzlich ein superwichtiger Kollege reingeplatzt und fing mit meinem Chef an zu reden, als ob ich nicht da wäre. Mein Chef könnte den Kollegen dann ja bitten, später zu kommen, aber er macht es nicht. Und ich sitze blöd da und schluck es runter, obwohl ich innerlich koche. :-(
  • @Igel_82:

    Du hast Recht, solche Situationen, in denen jemand einfach reinplatzt und ich dann plötzlich nicht mehr beachtet werde (auch wenn ich gerade mitten im Gespräch war) und unsichtbar zu sein scheine, kenne ich auch sehr gut. Sowohl beruflich als auch privat. Da hatte ich gar nicht dran gedacht. Finde ich höchst unhöflich und respektlos.

    Bei der Weihnachtsfeier habe ich mich schon unterhalten, und das auch noch recht nett. Aber wie das nun mal so ist … auch wenn ich mich mit anderen unterhalte, bin ich insgesamt doch immer ruhiger als alle anderen, was mir selbst aber nichts ausmacht. Und dann die Aufforderung: "Du bist ja so ruhig. Erzähl mal einen Witz!" Und plötzlich wurde ich gesehen und hatte die Aufmerksamkeit von allen. Hat mir aber auch nicht gepasst ;-P. Ich habe das dann nur mit einem kurzen "Nö!" kommentiert und es dabei belassen. Diese Situation hat mir mal wieder die Oberflächlichkeit einer solchen Veranstaltung deutlich gemacht. Ein früherer Kollege nannte sowas "befohlenes fröhliches Beisammensein" - finde ich sehr treffend.

    Zum Thema "Zwanghafte Betriebsaktivitäten" fällt mir gerade noch ein aktuelles Beispiel ein (sorry, bin gerade in Fahrt): Momentan bekommen wir in der Firma täglich vorgedruckte und unterschriebene Weihnachtskarten von Firmen und Institutionen, mit denen wir kooperieren. Und wir haben selbst auch welche verschickt. Meine Kolleginnen achten penibel darauf, von welcher Firma wir eine Karte bekommen haben und welche Firmen noch fehlen. Die erhaltenen Karten stellen sie auf einem Tisch auf. An mir geht das völlig vorbei, weil das natürlich nur so ein vorgedrucktes Firmen-Blabla ist, das alle bekommen. Als eine Kollegin mich gestern darauf hingewiesen hat, dass wieder Karten angekommen sind und sie die zu den anderen gestellt hat und ich sie mir dort ansehen könne, habe ich gesagt, dass mir diese Karten völlig egal sind, was sie gar nicht verstehen konnte. Was damit für Gelder rausgeworfen werden … Material, Druck, Arbeitszeit für die Unterschriften, das Eintüten und Frankieren, Porto … nur für so ein schwülstiges und unpersönliches Geschwafel. Aber meine Kolleginnen scheinen das anders zu sehen, von daher hat es ja wohl doch einen Sinn. :-)
  • Ich denke, gerade wenn es um Anerkennung in der Arbeit geht, muss man auch bestimmte Fakten einfach akzeptieren. Ich glaube zum Beispiel, dass ich wirklich gut bin in dem was ich mache und ich mache es auch sehr gerne. Ich weiß aber auch, dass ich sehr schlecht darin bin, dass entsprechend zu verkaufen bzw. Gelegenheiten für Lob und Anerkennung zu schaffen.

    Dass bedeutet einfach, dass ich wohl nie die steile Karriereleiter erklimmen werde, auch wenn ich dass der Kompetenz nach vielleicht klar müsste. Aber so funktioniert das nun mal nicht.

    Da kann man nun schreien und fluchen, aber bestimmte Dinge sind eben so wie sie sind. Umgekehrt habe ich aber auch festgestellt, nachdem ich mal begonnen hatte die Jagd nach dem ständigen Aufstieg zu beenden, dass ich da oben auch gar nicht sein will. Meine Passion ist meine Arbeit, das lösen von Problemen und gerne auch Leitung von kleinen Teams. Meine Passion ist eben definitiv nicht die unsinnige ewige Politik der Führungsriege, das ständige arbeiten am Netzwerk.

    ---

    Es gibt aber dennoch immer wieder auch Chefs, die durchaus nicht nur die Lauten sehen und fördern. Es gibt Chefs, die nach Leistung gehen und nicht nach der Show. Die sind nur zum einen in manchen Branchen (z.b. Werbe/Medien-Agenturen) eher seltenen und zum anderen oft auch eher die leiseren.

    Das bedeutet, man hat in meinen Augen am Ende zwei Optionen:

    - Man stellt fest, dass man eigentlich eh nicht unbedingt die große Beförderung und Karriere anstrebt sondern lieber mit guten Kollegen gute Arbeit machen will.

    - Man sucht sich einen Chef, der erkennen kann was jemand leistet, auch wenn derjenige vielleicht nicht ständig damit prahlt.

    Ideal wäre natürlich beides ... naja ;)
  • Immer noch aktuell bei mir, das Thema.

    Habe heute noch etwas Interessantes zum Thema gefunden, worüber ich mal nachdenken gehe

    https://karrierebibel.de/understatement/
  • edited Februar 2022
    Understatement müssen die meisten von uns sicher nicht lernen -
    sie beherrschen es! Ich sehe mich da, obwohl ich keinen Mangel an Selbstwertschätzung habe.

    In Berufsdingen wachse ich gerne in meinem Tempo in Aufgaben hinein, weshalb ich bewusst keine zu großen Erwartungshaltungen schüre.
    Rückmeldungen zeigen allerdings, dass ich mich weitaus rascher in neue Themen einarbeite, als ich dies selbst einschätze an mir.

    Ich empfinde Aufgeblasenheit in jede Richtung einfach nur als einzigartig peinlich -
    daher neige ich dazu, mich sehr vorsichtig zu geben. Ich weiß auch, was mir überhaupt nicht behagt. Ich möchte in diese Themen auch nicht hineingedrängt werden, selbst, wenn ich vielleicht lernfähig wäre.

    Allgemein geschrieben bin ich der Überzeugung, dass viele von uns in der selbstständigen Arbeit bestens aufgehoben sind.
    Teammitglied möchte ich nur sein, wenn's großteils passt. Also Zusammenarbeit, Fairness, Umgangsformen. Alles andere - NEIN DANKE!

    KollegInnen, die ständig ankündigen und ihren Bauchladen voller Eigenlob daherwuchten, ach, die können mir von Herzen gestohlen bleiben. Sie verstehen (für kurze Zeit?) zu blenden, nicht aber zu liefern. Die bittere Erfahrung zeigt, sie können meistens noch sehr viel weniger, als ihr peinliches Ego es ohnehin schon vermuten lässt.

    Interessanter Artikel,
    danke fürs Posten, liebe enjoythesilence!

    Zum Thema "Gesehenwerden" eine allgemeine Bemerkung:
    Die Menschen leiden Mangel daran, wahrhaft gesehen zu werden. Und dies schlägt dieser Welt viele, viele, viele Wunden.
    Es ist höchste Zeit, dies zu ändern ... Und damit kann jede/r mal bei sich selbst und in ihrem / seinem Leben anfangen! Das Thema beschäftigt mich mein ganzes bewusstes Leben lang ...
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